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  • Manuela Schmidt

Gedanken zum Monatsspruch Mai 2024

Alles ist mir erlaubt, aber nicht alles dient zum Guten. Alles ist mir erlaubt, aber nichts soll Macht haben über

mich.

1. Korinther 6,2


Liebe Schwestern und Brüder,


erinnert ihr euch noch an die Zeilen des Liedes „Freiheit“ von Marius-Müller Westernhagen? Da geht es um die Freiheit, die einerseits fehlt, aber die eben auch zählt.


Ja, Freiheit, dass klingt immer nach was ganz Tollem. Aber was bedeutet eigentlich Freiheit und kann die auch zu etwas nicht so Gutem führen?


Schauen wir uns also zunächst einmal eine Definition von Freiheit an: Freiheit (lateinisch libertas) wird in einem weiten Sinn als die Möglichkeit verstanden, ohne Zwang zwischen unterschiedlichen Optionen auszuwählen und entscheiden zu können.


Wie kann man sich das mit der Freiheit nun vorstellen? Tiere, die jahrelang in einem Käfig gehalten wurden, können es kaum erwarten, dass sie endlich in die Freiheit entlassen werden. Sie zögern dann aber.


Ähnlich ging es nach der Grenzöffnung wohl vielen Menschen hier in unserer Region. Man wusste, „da drüben“ wohnen noch Verwandte. Die man evtl. noch nie in seinem Leben gesehen hatte. Man hatte auch gehört, dass es dort Waren zu kaufen gab, von denen man höchstens mal im Weihnachtspäckchen etwas erfahren hatte.


Die Lust, die ehemalige Grenze mit dem Trabbi oder Wartburg zu passieren war schon groß. Doch da waren auch Fragen: Wie reagiert die Verwandtschaft auf uns? Was wird aus der Sicherheit, die wir hier im Grenzgebiet doch über Jahrzehnte hatten?


Nach der ersten Fahrt in den „Westen“ war man dann auch wieder froh, im gewohnten Umfeld zu sein. Die Zeit danach war turbulent. Straßen, in denen zuvor vielleicht frühs und nachmittags mal ein Bus fuhr, der die Arbeiter zu den Fabriken brachte, waren plötzlich voll von Autos.


Dann fing auch recht schnell der Geldumtausch statt. Die erste Barbie, Jeans oder so unbekannte Früchte wie Kiwis, Orangen, Bananen wurden gekauft. Alles war neu, unbekannt, aufregend.


Warum ich euch davon schreibe? Nun, wir hören in unserem Spruch für den Monat Mai auch von etwas Ähnlichem, wenn Paulus an die Gemeinde in Korinth schreibt:


Alles ist mir erlaubt, aber nicht alles dient zum Guten. Alles ist mir erlaubt, aber nichts soll Macht haben über mich.

Um verstehen zu können, warum der Paulus diesen Vers in seinem Brief an die Gemeinde in Korinth schreibt, muss man sich zunächst mit den damaligen Gepflogenheiten auseinandersetzen:

Korinth zur Zeit des Apostels Paulus war, wie die Geschichtsforschung vielfach bestätigt, eine Stadt, in der “alles möglich war“. Aufgrund ihrer zentralen maritimen Lage war die Stadt zu einem machtvollen Wirtschaftsknotenpunkt herangewachsen, der Menschen aus allen Teilen des römischen Reiches und darüber hinaus anzog. So wurde die Stadt auch ein Schmelztiegel vieler Kulturen und Religionen. Zahllose Tempel der verschiedensten Götter prägten das Bild der Stadt.


„Alles ist mir erlaubt!“ war ein korinthischer Slogan, der dem Lebensgefühl dieser Stadt Ausdruck verlieh. Der Apostel greift diesen Slogan zweimal nacheinander auf und versieht ihn mit einem korrigierenden Zusatz. Die Korinther kannten den Apostel als Verfechter der christlichen Freiheit (vom jüdischen Gesetz). Beeinflusst von ihrem unmoralischen Umfeld und verschiedenen griechischen Philosophien dachten sie, dass für sie nun eine grenzenlose “Freiheit“ gelten würde. Paulus macht jedoch deutlich, dass dieses falsche Verständnis christlicher Freiheit zum Bösen und zu Bindungen führt.


Wir merken, schon damals war das mit der Freiheit so eine Sache. Wie schaut es nun aber für uns aus?


Durch Jesus Christus, der für uns die Schuld am Kreuz überwunden hat, sind wir Christen frei. Eigentlich ist uns alles erlaubt. Doch auch da merken wir, dass es doch gut und vor allem wichtig ist, dass wir uns an gewisse Gesetze und Dinge halten.

 

Wir haben heute, auch durch die Grenzöffnung, ganz viele Möglichkeiten. Können uns frei bewegen, frei unsere Meinung äußern.


Aber auch da ist es wichtig, dass wir immer mal wieder selbst prüfen, ob Das, was wir da reden und tun eigentlich gut ist. Für uns selbst aber auch unsere Mitmenschen. Oder ob wir durch unsere Handeln uns und andere in Gefahr bringen. Oder das Recht des anderen gefährden.


Ich wünsche uns allen einen gesegneten Mai,


Ihre Manuela Schmidt

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