Die Güte des Herrn ist`s, dass wir nicht gar aus sind, seine Barmherzigkeit hat noch kein Ende, sondern sie ist alle Morgen neu, und deine Treue ist groß.
Klagelieder 3, 22-23
Liebe Brüder, liebe Schwestern,
nun sind wir angekommen in der bunten Jahreszeit. Eben noch haben wir uns an dem Sommerwetter erfreut und unsere Aktivitäten gern draußen erledigt, nun hat uns der Herbst voll in den Griff genommen. Den Früchten im Garten hat das warme Spätsommerwetter noch einen richtigen Schub gegeben. So manches Pflänzchen, das in den nassen Sommermonaten mehrfach von den Schnecken attackiert wurde, hat sich doch noch entwickeln können. Was für ein Segen! Jetzt gilt es, die Ernte einzubringen. Vielleicht ist sie nicht ganz so üppig ausgefallen, vielleicht ist da nur ein kleiner Teil dessen, was sonst so üblich ist. Vielleicht ist aber auch alles vernichtet, von den Spätfrösten im Frühjahr. Mein Thermometer hatte zur Blütezeit der Beeren, Kirschen und Pflaumen am Morgen winterliche -10°C angezeigt. Keine Chance für die Früchte. Vielleicht hat eines der vielen Unwetter in diesem Jahr alles zerstört. Hochwasser hat in manchen Regionen nicht nur die Ernte, sondern auch Häuser, Autos und Menschen hinweggerafft. Zurück blieben verzweifelte Menschen, die alles verloren hatten, was sie sich erarbeitet und aufgebaut hatten. Und selbst wenn Versicherungen einen Teil des Schadens zahlen, oder wenn staatliche Gelder zur Verfügung gestellt werden. Für die Betroffenen wird es ein langer Weg hin zur Normalität werden und dabei ist nichts mehr so, wie es gewesen ist.
Trotzdem feiern wir auch in diesem Jahr das Erntedankfest. Auf das genaue Datum kommt es dabei nicht so an. Viel wichtiger ist, dass wir zusammen kommen und gemeinsam Gott danken für alle die guten Gaben in diesem Jahr. Dafür dass Gott uns nicht nur in dieses Leben gestellt hat, sondern dass er uns so wunderbar erhält. Dass wir in diesem Land keine Hungersnot leiden müssen, wie Menschen in so vielen Ländern dieser Erde. Dass wir hier schon seit so langer Zeit in Frieden leben können. Dass wir unserer Arbeit nachgehen können, unsere Vorlieben und Hobbies pflegen können. Dass wir Eltern, Geschwister, Partner, Kinder, Freunde und Kollegen haben, die für uns da sind, wenn wir sie brauchen. Das alles ist nicht selbstverständlich. Und nichts davon lässt sich schlussendlich erzwingen. Wer aber alle diese Gaben als ein Geschenk betrachtet, das Gott jedem von uns zukommen lässt, der versteht auch, warum es gut und wichtig ist, dem Herrn und Schöpfer dieser Welt von Herzen zu danken.
Unser Monatsspruch ist ein Zitat aus den so genannten Klageliedern des Jeremia. Jeremia war ein Prophet und er lebte zur Zeit der Zerstörung Jerusalems durch die Babylonier. Er hatte allen Grund, Gott das Elend zu klagen, was über sein Volk gekommen war. Die Stadt und der Tempel zerstört und verwüstet, die Menschen getötet, Männer, Frauen und Kinder. Viele der Gelehrten und Begabten nach Babylon ins Exil geführt. Zurück blieb ein jämmerliches Dasein ohne jeglichen Trost. Jeremia findet schließlich einen Weg, um der tödlichen Lethargie zu entkommen. Er ruft Gott an und klagt ihm das Leid seines Volkes Israel. Und im Klagen gewinnt er Hoffnung. Nein, das Elend und das Leid ist nicht das Ende seines Volkes. Ja, Gott hält zu seinem Volk, auch wenn es gerade durch ein tiefes Tal muss. Jeremia weiß, dass es gewiss ist, dass Gott das Schicksal des Volkes Israel wenden wir. Denn Gott ist ein gütiger und ein barmherziger Gott. Und was er versprochen hat damals im Bund mit Mose, das hält Gott auch.
Es gibt im evangelischen Gesangbuch ein Lied: All Morgen ist ganz frisch und neu. Zu finden ist es unter der Nummer 440. Und der Text passt richtig gut zum Monatsspruch und auch zum Erntedankmonat Oktober:
All Morgen ist ganz frisch und neu des Herren Gnad und große Treu; sie hat kein End den langen Tag, drauf jeder sich verlassen mag. O Gott, du schöner Morgenstern, gib uns, was wir von dir begehrn: Zünd deine Lichter in uns an, lass uns an Gnad kein Mangel han. Treib aus, o Licht, all Finsternis, behüt uns, Herr vor Ärgernis, vor Blindheit und vor aller Schand und reich uns Tag und Nacht dein Hand, zu wandeln als am lichten Tag, damit, was immer sich zutrag, wir stehn im Glauben bis ans End und bleiben von dir ungetrennt.
Ich wünsche Ihnen von Herzen einen goldenen Oktober, bleiben Sie behütet und gesund!
Ihre Uta Baumfelder