Er allein breitet den Himmel aus und geht auf den Wogen des Meers. Er macht den Großen Wagen am Himmel und den Orion und das Siebengestirn und die Sterne des Südens
Hiob 9,8-9
Liebe Schwestern und Brüder,
der November hat viele Gesichter. Für die Narren beginnt am 11.11. um 11:11 Uhr die für sie schönste Jahreszeit. Sie zelebrieren den Karneval mit Umzügen, Büttenreden usw. Schon Monate vorher entstehen in mühsamer Handarbeit die prunkvollen Kostüme der Funkengarde und die Festwagen. Manchem Politiker graut es insgeheim schon davor...
Am selben Tag widmen sich viele christliche Gemeinden einem anderen Thema. In Andachten und Umzügen wird an das Leben des Heiligen Martin bzw. St. Martin gedacht, der aus christlicher Nächstenliebe seinen Mantel mit einem armen Mann teilte und diesen dadurch vorm Erfrieren rettete. Sein Schwert, dass eigentlich seinen Einsatz im Kampf haben sollte, wurde somit zu einem Mittel der Hilfe. Es werden Martinshörnchen geteilt und Kinder und Erwachsene ziehen mit ihren Laternen durch die Straßen. Begleitet von den fröhlichen Klängen von „Sankt Martin, Sankt Martin“ oder „Ich geh mit meiner Laterne.“
Doch neben dem frohen Treiben und dem Denken ans „Miteinander- Teilen“ hat der November gen Monatsende auch eine traurige Seite. Denn dann wird in vielen Gemeinden der Toten gedacht. Zuerst am Volkstrauertag den Gefallenen der beiden Weltkriege, dann eine Woche später am Toten- bzw. Ewigkeitssonntag den verstorbenen Verwandten, Bekannten und Kirchgemeindemitgliedern. Die Gräber werden kurz vorm nahenden Winter noch einmal mit Gestecken geschmückt. Im Gottesdienst die Namen der im letzten Kirchenjahr Verstorbenen vorgelesen und für jeden Einzelnen eine Kerze entzündet.
Sterben und Tod sind heutzutage Themen, mit denen man sich in guten Phasen des Lebens eher ungern beschäftigt. Wohl auch, weil damit für viele Menschen Leid, Schmerz und Angst verbunden sind. So ist dann der Todensonntag ein eher mit traurigen Gedanken belegter Sonntag. Da hilft es nur wenig, dass er in der Kirche auch Ewigkeitssonntag heißt. Obwohl dies ansich etwas Hoffnungsvolles doch ausdrücken soll. Unsere Lieben dürfen nach ihrem Tod Gottes ewiges Reich sehen und erleben.
Doch auch dieser Gedanke macht die Trauer, vor allem, wenn der nahe Angehörige erst in diesem Jahr verstorben ist, nicht kleiner. Die Fragen nach dem Warum bleiben. Manchmal auch noch über viele Jahre hinweg.
Mit dieser Frage sind wir nicht allein. In der Bibel lesen wir von Hiob. Der war ein recht frommer Mann. Doch dann verliert er seine Kinder, seinen Besitz und auch seine Gesundheit. Beim Lesen seiner Lebens- und Leidensgeschichte schwingt dann eben auch immer mit: Warum hat Gott ihn nicht vor all den Schmwerzen und dem Leid bewahrt? Ist das Alles eine Strafe Gottes? Ist der Allmächtige gerecht?
Zwei Dinge stehen für Hiob fest: 1. dass Gott „weise und allmächtig ist“. Der Mensch
ist Gott in jeder Hinsicht unterlegen und „kann nicht recht behalten gegen Gott“.
Das lehrt schon die riesige Schöpfung, die von Gott einschließlich des Sternenhimmels ins Leben gerufen und erhalten und von ihm bewohnt wird. 2. Hiob ist sich sicher, dass sein gegenwärtiges Leid keine angemessene Folge oder Bestrafung für eine vorherige Schuld in seinem Leben ist: „Ich bin unschuldig!“
Da ist dann in all seinem Fragen bei ihm auch die Erkenntnis, dass Gott so viel größer und mächtiger ist als wir Menschen. Was er in den Worten, die uns im Spruch für den Monat November gegeben sind, auch äußert: „Er allein breitet den Himmel aus und geht auf den Wogen des Meers. Er macht den Großen Wagen am Himmel und den Orion und das Siebengestirn und die Sterne des Südens.“
Da ist kein Fragen nach dem Warum bei ihm. Auch keine Wut auf das, was ihm geschehen ist. Sondern Freude über Gottes Schöpfung. Ein Lob für all die Wunder, die Gott geschaffen hat.
Doch nun die Frage an uns, hier und heute: Wie geht es ihnen mit diesen Zeilen? Die akute Trauer können sie irgendwie nicht nehmen. Aber sie zeigen auch, dass Gott eben wirklich so viel größer ist, als wir Menschen es je denken und verstehen können.
Da ist dann schon auch der Gedanke: Wenn Gott schon seit Millionen Jahren nicht nur hier auf Erden sondern im ganzen Universum diese großartigen Dinge geschaffen hat, wie wird dann erst sein Reich sein? So ein klein wenig mag es ein Trost sein, dass wir daran glauben dürfen, dass unsere Verstorbenen dieses Reich dann schauen dürfen.
Ich wünsche uns allen einen gesegneten November,
Ihre Manuela Schmidt